Gründung
Die in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts entstandene russische Kolonie Alexandrowka geht auf die freundschaftliche Beziehung zwischen Preußen und Russland zurück. Im Dezember 1812 war es durch ein Militärbündnis zwischen Preußen und Russland zu einer Annäherung der Länder gekommen, Friedrich Wilhelm III. und der Zar Alexander I. haben sich gut verstanden.
Erstmals waren im Oktober 1812 durch eine Gefangennahme 62 russische Soldaten nach Potsdam gekommen. Der Wunsch des Königs war es, einen „Russischen Sänger-Chor“ zu bilden, der dem Alleensystem mit Andreaskreuz in der Mitte 1. Garde-Regiment zugeteilt wurde. Damit kamen die russischen Musikanten mit der preußischen Armee bis zur französischen Hauptstadt. Sie unterhielten das preußische Heer mit „Gesang und Tamburin und kleinen Glöckchen“. Als Geschenk des Zaren blieben sie schließlich am königlichen Hof in Potsdam. Verstorbene Musiker wurden im Jahr 1815 vom Zaren durch die Versendung sieben weiterer Sänger ersetzt.
Peter Joseph Lenné wurde beauftragt, nach dem Vorbild russischer Soldatendörfer des späten 18. Jahrhunderts und den Vorstellungen von Friedrich Wilhelm III Pläne für die geplante Kolonie zu erstellen. So entstand eine Anlage, die in Form eines Alleensystems in der Mitte das Andreaskreuz bildete (siehe Abbildung). Dies galt als Ehrerbietung für einen der wichtigsten Heiligen der russischen Kirche, dem Apostel Andreas.
Der nördlich angrenzende Berg (wegen Sprengarbeiten zunächst Minenberg, später Alexanderberg, heute Kapellenberg genannt) wurde für die Errichtung des Gotteshauses geplant. Die Kirche sollte damit gut sichtbar über den Wohnhäusern stehen.
Einhundert Militärhandwerker errichteten die dreizehn Blockhäuser mit den dazugehörigen Gehöften. Das vierzehnte Haus wurde neben der Kirche gebaut. In ihm befanden sich im Obergeschoss die königliche Samowarstube und im Parterre die Wohnung des Kirchenvorstehers. Luftaufnahme der Alexandrowka, November 2004Bereits Ende 1826 waren die Arbeiten an den Wohnhäusern fertiggestellt.
Nach dem Willen des Königs durften die russischen Sänger nur dann in die Häuser einziehen, wenn sie verheiratet waren. Einige hatten ihre Frauen bereits während der Feldzüge nach Frankreich gefunden, andere haben Potsdamer Mädchen geheiratet. Am 2. April 1827 wurde schließlich mit Tanz, Spiel und Gesang in die Häuser eingezogen. Die Häuser durften nicht veräußert und nur in direkter männlicher Linie vererbt werden. Daher fielen die Häuser in den folgenden Jahrzehnten zum größten Teil an den König zurück. Sie wurden anschließend an verdiente Feldwebel gegeben. Nach 100 Jahren waren nur noch 4 der Häuser von direkten Nachkommen der Sänger bewohnt, im Jahr 2013 wohnen die 6. Generation der Familie Grigorieff (Haus Nr. 7), die 7. Generation der Familie Anisimoff (Haus Nr. 9, ursprünglich im Haus Nr. 5) und die 6. Generation der Familie Jablokoff (Haus 10). Das Russische Dorf Alexandrowska ist einzigartig in der Welt und ist ab 1999 ein Teil des Weltkulturerbes. Die Abbildung zeigt eine heutige Luftaufnahme der Russischen Kolonie (Hannemann, November 2004).